Interkommunale Fachkonferenz „Zukunftsstadt 2030+“
Pressemitteilung
Was haben so unterschiedliche Orte, wie das nordhessische Alheim, die brandenburgischen Orte Perleberg und Wittenberge, der Kreis Recklinghausen und Gelsenkirchen gemeinsam?
Sie haben sich alle bei dem Wettbewerb „Zukunftsstadt 2030+“ beworben, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgelobt wird. Sie gehören zusätzlich zu den 51 Kommunen und Landkreisen, die in der ersten Phase dieses Wettbewerbes Visionen und Ideen entwickeln, wie die Zukunft 2030+ in Ihrem Umfeld aussehen sollte.
Um nicht im „stillen Kämmerlein“ über seine eigenen Ideen zu brüten, haben sich die vier Wettbewerbsteilnehmer Anfang des Jahres (19.01.2016) im Gelsenkirchener Hans-Sachs-Haus zu einer interkommunalen Fachkonferenz getroffen, um Erfahrungen auszutauschen und erste Überlegungen zu entwickeln, welche Transfer- und Kooperationsmöglichkeiten sich im Hinblick auf die zweite Phase des Wettbewerbs ergeben könnten. Auch, oder gerade weil die beteiligten Kommunen und Landkreise so unterschiedlich in ihrer Struktur, ihren Voraussetzungen und geografischen Lage sind, war diese Fachkonferenz sehr für alle beteiligten Vertreter dieser Orte äußerst sinnvoll und fruchtbar.
Als Einlader begrüßte der Gelsenkirchener Stadtdirektor Dr. Manfred Beck die 11 Teilnehmer. Besonders hob er hervor, dass Erfahrungsaustausch und Vernetzung, die über solche Projekte entstehen, von unschätzbarem Wert wären.
Im weiteren Zuge dieser Fachkonferenz stellte jede einzelne Kommune ihr jeweiliges Projekt vor.
Werner Rybarski vom aGEnda 21-Büro berichtete über die „Lernende Stadt“ Gelsenkirchen, in der Zukunftsbildung und Bürgerbeteiligung als Schlüssel für eine nachhaltige Stadtentwicklung angesehen werden. Dabei setzt sich die Zukunftsbildung aus drei wesentlichen Faktoren zusammen: Lern- und Gestaltungskompetenzen, Lern- und Gestaltungsfreude und bessere Lern- und Gestaltungsbedingungen. In der Zukunft wird auch der urbane Raum, und nicht nur das Klassenzimmer, zum Lernen verwendet. Man lernt quasi, wo man geht und steht, mit wem man sich umgibt und was man gerade tut. Der Lernende wird zum Lehrer und umgekehrt. So wird das komplette Stadtgebiet zur „Lernenden Stadt“. An solchen Lernkonzepten arbeitet das aGEnda21-Büro seit dem es in Gelsenkirchen ins Leben gerufen wurde und das wird auch konsequent weiterverfolgt. Auch, wenn Gelsenkirchen nicht in die zweite Phase des Wettbewerbes „Zukunftsstadt 2030+“ käme, so würden die bereits entstandenen Ideen und Visionen für die „Lernende Stadt“ weiterverfolgt werden und nicht auf Eis gelegt. Teilweise schöpfe man auch aus einem Fundus der erfolgreichen Projekte, die sich bereits in Gelsenkirchen bewährt haben. Das Projekt „Waldwärts“, wo das Kinder und Jugendliche den Wald als Lebensraum für sich entdecken können, wäre ein Beispiel hierfür.
Marit Rullmann vom Bildungsbüro des Kreises Recklinghausen stellte das Konzept „Glückauf, in die Zukunft“ für den Wettbewerb vor. Es ist in vier Bereiche gegliedert: Wirtschaft/Arbeit, Pflege/Soziales, Bildung und Kultur. Es fanden Bürgerworkshops zu den einzelnen Themen statt und es wurden Planungspapiere erstellt. Bei dem Thema Bildung wird aus aktuellem Anlass sehr viel Wert auf Integration und Übergang von Schule in den Beruf gelegt und durch die geografische Weitläufigkeit setzt man auf gezielte Quartierskonzepte.
Georg Lüdtke, vertrat als Alheimer Bürgermeister die ZuBRA-Region. Das ist ein Zusammenschluss der drei nordhessischen Orte, Bebra, Rotenburg und Alheim. Sie liegen allesamt, wie an einer Perlenkette aufgereiht an der Fulda und da liegt es nah, dass man gemeinsam eine interkommunale Zukunftsvision entwickelt. Dieser Zusammenschluss besteht seit 2010, als man gemeinsam Konzepte erstellte, wie man strukturelle Probleme lösen kann. Die Landflucht der Jugend, die medizinische Unterversorgung, Leerstände von Geschäften, die Mobilitätseinschränkungen von Senioren sind hier ein vordringliches Thema. Ansätze für Lösungen und Umsetzungen gibt es deswegen auch nicht erst seit es den Wettbewerb „Zukunftsstadt 2030+“ gibt. Auch hier wird schon seit geraumer Zeit auf nachhaltige Bildung gesetzt. Vom Kindergartenkind bis zu den Senioren werden Bürgerinnen und Bürger in Projekte eingebunden. In einer Matrix wurden Lebensabschnittsphasen in Handlungsfelder unterteilt. Weitere kleinere Kommunen schließen sich der ZuBRA-Region an. Man will die eigenen Potentiale erkennen und ausschöpfen. Mit Zuversicht und voller Ideen fiebert die ZuBRA-Region der zweiten Phase dieses spannenden Wettbewerbs entgegen.
Ähnlich geht es auch den Orten brandenburgischen Orten Wittenberge und Perleberg, die durch die Künstlerin Ure Reh vertreten wurde. Rund 18.000 Einwohner lebten 1990 in Wittenberge, 12.000 in Perleberg. Beide Gemeinden haben bis dato rund 20.000 Einwohner durch den Rückgang der Industrie und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit verloren. Den künstlerischen Ansatz, den die beiden Kommunen verfolgen, ist wieder ein ganz anderer Bereich, von dem die anderen Kommunen partizipieren können. Mit Jugendlichen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern sollen Konzepte entwickelt werden, die die Abwanderung aus dieser Region im brandenburgischen Prignitz stoppen soll. Erneuerbare Energien sind ein wichtiger Aspekt in dieser Zukunftsvision. Auf keinen Fall wollte man sich durch den Ist-Zustand entmutigen lassen. Eine Abwanderung kann man beispielsweise stoppen, wenn das Handwerk wieder verstärkt fördert, gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel, der derzeit herrsche.
Zum Abschluss der Veranstaltung einigten sich alle Vertreter der Zukunftsstädte darauf, dass sie zukünftig verstärkt den Erfahrungsaustausch suchen werden. In einzelnen Bereichen zeichnen sich bereits auch fruchtbare Kooperationsmöglichkeiten ab.
Das Protokoll zur Fachkonferenz finden Sie als Download hier.